Mailtest2
Angelegt Freitag 18 Dezember 2020
Liebe politisch Interessierte, liebe Freundinnen und Freunde!
Nachfolgenden Text meines IPPNW-/Attac-Kollegen, Matthias Jochheim, finde ich sehr gut, um die hoch emotionalisierte, teilweise Freundschften zerstörende Diskussion einzufangen und den teilweise gemeinsamen Nenner zu benennen.
Mit herzlichen Grüßen und dem Wunsch für möglichst entspannte Feiertage für Sie/Euch
Mechthild Klingenburg-Vogel
Liebe IPPNW-Kolleginnen und Kollegen,
diese Tage sind für uns alle in der einen oder anderen Weise geprägt durch eine neue Realität, die mit der Corona-Pandemie global tiefe Spuren im Alltagsleben hinterläßt. Gemeinsam mit einer Kollegin habe ich für das Netzwerk Attac, wo ich für IPPNW mitwirke, einen Text eingebracht, um die Debatte um die Kausalität der Pandemie zu beleben. Ich denke, auch bei unserer IPPNW wäre noch mehr Recherche nützlich, um unserem Anspruch gerecht zu werden, den präventiven Zugang, über Impfungen hinaus, zu stärken.
Über Rückmeldungen und Ideen zu weiteren Recherchen würde ich mich freuen.
Herzliche Grüße
Matthias Jochheim
Die Corona-Pandemie –Ursachen und gesellschaftliche Gegenstrategien 1
Wesentliche Herausforderung auch für Attac 2020-21
„…sollte ein zoonotischer Spillover solch welterschütternden Ausmaßes uns vor Augen führen, dass die Verteidigung der wilden Natur gegen parasitäres Kapital mittlerweile einen Akt menschlicher Selbstverteidigung darstellt.“* (Andreas Malm, „Klima/x“)
Wir erleben in diesen Monaten eine für die große Mehrheit der Menschen völlig unerwartete Bedrohung der menschlichen Gesundheit, und eine daraus hervorgegangene globale Lähmung menschlicher Aktivitäten.
Zur psychologischen Bewältigung kann man versuchen, die schlechten Nachrichten einfach zu verdrängen, oder sie sogar als besonders tückische Lügenkampagne der Herrschenden zu interpretieren.
Es gibt durchaus nachvollziehbare Motive für die gesellschaftlich dominierenden Kräfte, die breite Debatte über die Mechanismen der Naturzerstörung, die nun diese neue Pest über die Menschen gebracht haben, zu scheuen. Im offiziellen Coronadiskurs werden die Ursachen von Corona in der kapitalistischen Ausbeutung und Zerstörung der Natur weitgehend totgeschwiegen.
Gut belegt ist bereits, dass circa 70 Prozent der menschlichen Infektionserreger ursprünglich aus dem Tierreich stammen, darunter das Humane Immundefizienz-Virus (HIV), Ebola, Influenza, Zika, Middle East Respiratory Syndrome (MERS), Coronavirus und Erreger des Schweren Akuten Respiratorischen Syndroms (SARS). - Besonders ins Auge fiel die Gefahr von Übertragungen auf Wildtiermärkten, wo Menschen und unterschiedliche Tierarten auf engstem Raum zusammen kommen und die Tiere zusammengepfercht und unter hygienisch unhaltbaren Zuständen verwahrt werden. (Infektions-Ausbruch in Wuhan, VR China) – Professor Josef Settele , Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Department Biozönoseforschung: „Der weltweite Stand der Wissenschaft ist trotz offener Fragen eindeutig: Der Erhalt intakter Ökosysteme und ihrer typischen
Aufgabe für attac als globalisierungskritische Organisation müsste es im Zusammenhang der Coronakrise deshalb an vorderster Stelle sein, die Ursache der Pandemie in der gnadenlosen, buchstäblich über Leichen gehenden Profitorientierung der kapitalistischen Ökonomie, insbesondere in der Agrarindustrie und in den Investmentfonds, die in diese investieren, zu benennen, die Konzernstrukturen mit ihren großenteils kriminellen Praktiken dahinter aufzudecken und die fatalen Folgen in Form einerseits der Pandemie(n), andererseits der Zerstörung der Lebensgrundlagen der ansässigen Menschen und Tiere, letztlich aber aller Menschen und des Lebens überhaupt zu skandalisieren. Das ist das, was attac als Kernkompetenz zugerechnet und von ihr/ihm im politischen Raum erwartet wird. Was nicht heißt, dass all die anderen Aktivitäten und Beteiligungen an Bündnissen zum Gesundheitswesen, zur Verkehrswende etc. nicht wichtig wären. Aber sie reichen nicht aus, um attac im politischen Raum sichtbar, hörbar und wirksam zu machen.
Oder mit den Worten des slowenischen Philosphen Slavoj Zizek: "Der Kampf gegen das Corona-Virus kann nur als Teil eines viel grundsätzlicheren, ökologischen Kampfes geführt werden." (Kultur-zeit/3sat 9.12.20, zu seinem gerade erschienenen Buch "Pandemie!", Passagen).
Nur wenn es uns gelingt, die Coronakrise als aus der gleichen kapitalistischen Produktions- und Lebensweise wie die Klima-, die Biodiversitäts- und die Flüchtlingskrise entstanden deutlich zu machen, kann es uns auch gelingen, den Verschwörungsmythen der Coronaleugner*innen den Boden zu entziehen.
Nur wenn wir den Fokus auf diese systemischen Ursachen der Coronakrise (wie von Klima- und anderen Krisen) und damit auf die Notwendigkeit kollektiver Lösungen zu ihrer Bekämpfung legen, können wir auch die Halt- und Wirkungslosigkeit der radikal-individualistischen, äußerst kurzsichtigen Freiheitsvorstellungen der „Querdenkenden“ deutlich machen, die letztlich den neoliberalen, die globalisierte Zerstörung von Mensch und Natur ermöglichenden und befördernden, Vorstellungen von Freiheit nachgebildet sind: als Freiheit, ohne Rücksicht auf Verluste auszubeuten, anzueignen und zu konsumieren, was ICH will, unter möglichst freier Entfaltung der Marktkräfte und weitgehender Zurückdrängung des Staates.
Da Verschwörungsmythen sozialpsychologisch ihre Wurzeln häufig in Angst und Verunsicherung haben, die sie mit einfachen Erklärungen bannen wollen, welche aber in der Coronakrise und den krisenhaften Entwicklungen davor seit Beginn der neoliberalen Wende vor 30 Jahren, kulminierend in der Finanzkrise 2009, reale Fundamente haben in Form von Prekarisierung, wachsender sozialer Ungleichheit, sozialer Ent-Sicherung und autoritärer Einschränkung von Demokratie, hilft es mehr, diese realen Fundamente aufzuzeigen, als die Verschwörungsideen einfach als irrational und paranoid abzutun. Dabei kann auch der Verweis auf fundierte, kritische Berichterstattung und Analysen zu den Hintergründen von Naturzerstörung, Finanzmarktinteressen und Konzernstrategien helfen, die etwa in den öffentlich-rechtlichen Sendern wie arte, 3sat, ARD und ZDF, gezeigt werden, allerdings meist zu so später Stunde, dass kein*e Normalberufstätige*r das mehr sehen kann; eine der vielen Strategien, die Medien nicht im Sinne von wirklicher Massenaufklärung zu nutzen, was mit der These von den nur Fake-News verbreitenden Medien auch verzerrt, aber nicht ganz grundlos, versucht wird zu fassen...
(Margareta Steinrücke und Matthias Jochheim)
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